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Philanthropie-Beratung - Wie man Fehler vermeidet und das richtige Angebot findet
Philanthropie-Beratung kann ein lukrativer Markt sein. Umso wichtiger ist es, die verschiedenen Interessen und Herausforderungen zu verstehen. In diesem Artikel erläutere ich, wie du die für dich richtige Beratung findest.
17.06.25
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9 Minuten
“Philanthropie-Beratung” hört sich erstmal großartig an - für die Philanthropie-Berater: Man wird von reichen Menschen dafür bezahlt, ihnen zu erzählen, wie sie ihr Geld besser spenden. Ein Traumjob, oder? Aber so einfach ist es nicht. Philanthropie-Beratung ist Teil eines Geschäfts mit der Großzügigkeit, das oft auch ganz andere Motive hat. Ein Artikel des “Chronicle of Philanthropy” nannte den ganzen Bereich neulich einen “Wild West”. Mein Artikel beleuchtet die Angebote in Deutschland aus meiner langjährigen Erfahrung.
📚 Inhalt
Philanthropie-Beratung: Die Akteure und ihre Anreize
Gute Beratung setzt am Interesse der Kunden an
Auch das Impact Investing rückt in den Fokus - die Rolle der Family Offices
Besonders effektiv: Peer-Netzwerke
Meine Checkliste für die Auswahl von Philanthropie-Beratung
Philanthropie-Beratung: Die Akteure und ihre Anreize
Philanthropie-Berater: kein geschützter Begriff
Jeder kann sich Philanthropie-Berater nennen. Aber nicht jeder hat die gleichen Anreize. Die allermeisten sind eigentlich Anwälte oder Steuerberater, die nebenher noch die Stiftung organisieren oder einen Tip zum Spenden geben. Das hat mit Beratung natürlich nichts zu tun, sondern ist bestenfalls rechtlich in Ordnung.
Ähnlich ist das, wenn die Beratung von einer Bank oder einem anderen Vermögensverwalter kommt. Je mehr Ertrag das Vermögen anwirft, desto besser. Vermögen in größerem Stil wegzugeben oder mit einem Impact-Fokus zu geringeren Renditen oder höheren Risiken auszugeben, passt da erstmal nicht rein.
Die Strategie der Großbanken: Erst Beratung, dann Wealth Management
Großbanken mit Fokus auf Wealth Management wie Deutsche Bank, Commerzbank oder in der Schweiz die UBS sowie Privatbanken wie Metzler oder Hauck&Aufhäuser sind als Sponsoren einschlägiger Veranstaltungen und Publikationen in der Szene präsent. Sie verdienen nicht an der Philanthropie-Beratung, sondern an umfassenden Services für Vermögende. Veranstaltungen sind oft luxuriös, nur auf Einladung, und es kommen Vertreterinnen von gemeinnützigen Organisationen, um sich vorzustellen. Das kann nützlich sein, es ist aber letztlich von dem Interesse bestimmt, einen möglichst großen Anteil des Vermögens zu verwalten. Kritisch ist es zu sehen, wenn Banken dann eigene Stiftungen darstellen und ihre Kunden davon überzeugen wollen, ihre Philanthropie auch noch mit Banklogo zu versehen.
Betreuung eigener Großspender*innen: Auch eine Frage der Unabhängigkeit
Schwierig ist auch die Beratung aus spendensammelnden Organisationen selbst. Einige große bieten für Großspender*innen eine persönliche Betreuung, exklusive Netzwerktreffen oder sogar die Einrichtung und Verwaltung von (Treuhand-) Stiftungen oder Stiftungsfonds an. Diese sind aber meist darauf festgelegt, alle Mittel in die Organisation zu leiten - nach Abzug entsprechender Verwaltungskosten. Das hat mit unabhängiger Beratung natürlich nichts zu tun, und man sollte so etwas erst tun, wenn man bereit ist, ohnehin alles Geld der entsprechenden Organisation zu geben.
💫 Gute Beratung setzt am Interesse der Kunden an
Eigentlich sollte Philanthropie-Beratung wie jede gute Beratung ausschließlich vom Interesse der Kunden geleitet sein. Am einfachsten sind daher die Modelle der Berater, die nichts anderes tun.
Eine (noch) kleine Beratungsszene in Deutschland
Davon gibt es in Deutschland nur eine kleine Szene, denn die Zahlungsbereitschaft der Kunden für Spendenberatung ist nicht besonders ausgeprägt. Neben Active Philanthropy mit Ausrichtung auf Klimawandel oder Wider Sense mit einer Spezialisierung auf unternehmerische Spenden gibt es Beratungen wie Value for Good sowie kleinere, die sich auf die Arbeit im Globalen Süden spezialisiert haben. Das thematisch breiteste Angebot hat Phineo durch seine (oft aber lang zurückliegende) Wirkungsanalyse hunderter Organisationen in Deutschland.
International bereits etablierte Größen
International ist die Szene ungleich größer, und Beratungsfirmen wie Bridgespan oder Rockefeller Philanthropy Advisors haben hunderte Berater*innen, die für Stiftungen, Unternehmen und große Privatspender arbeiten. Auf dem kleineren und fragmentierten deutschen Markt sind sie nur sporadisch aktiv.
Auch das Impact Investing rückt in den Fokus - die Rolle der Family Offices
Zunehmend betrifft Philanthropie-Beratung nicht nur das Spenden, sondern auch das Impact Investing und stellt damit höhere Anforderungen an die Finanzkompetenzen der Berater. Deshalb ist der Aufstieg der Family Offices und Multi Family Offices einer der wichtigsten Trends in der Vermögensverwaltung der letzten Jahre. Oft verwalten sie nebenher auch noch die philanthropischen Engagements. Sie haben aber meist dieselben Anreize wie Banken: Umso willkommener sind die ersten Schritte einiger Family Offices wie Aurum (Goldbeck-Familie), mit auf Impact spezialisierten Einheiten anzutreten. Es gibt gerade auch einige, die sich öffnen, um Mittel mehrerer Familien mit Impact-Fokus zu verwalten.
Besonders effektiv: Peer-Netzwerke
Die effektivste Beratung findet oft in Peer-Netzwerken statt, weil sie nicht nur Wissen teilen, sondern gemeinsames Lernen ermöglichen, Kollaboration fördern und Vertrauen aufbauen. In Deutschland gibt es schon lange das Ashoka Support Network, und mit filia.die frauenstiftung und dem Erbinnen-Netzwerk pecunia gibt es Angebote für vermögende Frauen.
Auch Gemeinschaftsstiftungen wie die Bewegungsstiftung oder das kleine Netzwerk um die Guerrilla Foundation im aktivistischen Spektrum gehören dazu. In den letzten Jahren haben Netzwerke wie brafe space oder die Together Foundation ebenfalls ein Netzwerk aufgebaut, das sich zu tieferen und persönlichen Workshops trifft.
Und schließlich hat auch die akademische Szene im Vergleich zu den USA aufgeschlossen und hat etwa in Zürich mit dem CSP von Prof. Falko Paetzold ein großes, internationales Netzwerk für Vermögende der nächsten Generation aufgebaut, in dem Fortbildung und Peer-Netzwerke ineinander greifen. Auch der Founders Pledge hat inzwischen ein relevantes Netzwerk in Deutschland aufgebaut und unterstützt bei der Einlösung des Spendenversprechens erfolgreicher Gründer*innen.
Meine Checkliste für die Auswahl von Philanthropie-Beratung:
Hat der Berater einen unabhängigen Blick auf möglichst viele potenzielle Empfänger und Fachwissen im Thema?
Kann der Berater juristische und Steuer-Expertise einbinden?
Verdient der Berater nicht eigentlich mit etwas anderem als der Beratung Geld?
Versteht der Berater auch Impact Investing?
Gibt es eine Vernetzung mit Peers?
👉🏼 Bei mindestens vier “ja” kommt die Beratung in Frage und sollte auch fair bezahlt werden, denn eine wenig effektive oder nachhaltig verfolgte Strategie ist letztlich viel teurer.
Honorare liegen je nach Erfahrung des Beraters bei 500-1.500 Euro Tagessatz. Vorsicht ist geboten bei versteckten Kosten wie etwa den stundenweise abgerechneten Honoraren bei Stiftungsverwaltern, die außerdem anteilig am veralteten Vermögen oder den Ausschüttungen verdienen.
bcause bietet keine Philanthropie-Beratung an.
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⚠️ Disclaimer: Wir machen keine Steuerberatung. Wir ersetzen keinen **zertifizierten Steuerberater*in. Alle Angaben ohne Gewähr.
Geschrieben von

Felix Oldenburg