#17 Geschlechtergerechtigkeit
Jun 3, 2025
In seinem Newsletter teilt Felix Einblicke in seine philanthropischen Aktivitäten, stellt inspirierende Organisationen vor und erklärt, wie du ebenfalls mitwirken kannst.
Liebe*r ,
neulich erhielt ich auf diesen Newsletter eine Rückmeldung von Miriam, die im ländlichen Schleswig-Holstein gewaltbetroffenen Frauen hilft. Sie berichtete von einer Stiftung, die darauf pocht, dass sich Miriams Verein doch um staatliche Mittel kümmern solle - es sei ja nicht ihre Aufgabe, dauerhaft zu finanzieren.
Fast täglich erhalte ich Post von engagierten Menschen. Ich kenne mich in ihren Arbeitsfeldern nur selten aus, und noch seltener kann ich helfen. Aber diese Mail hat etwas in mir ausgelöst. Weil ich diese Begründung zu häufig höre, um sie so stehen zu lassen.
Es ist nämlich kein Staatsversagen, wenn private Mittel gebraucht werden. Sondern normal für eine offene, solidarische Gesellschaft. Und wo diese Milliarden stecken (Spoiler: nicht in Stiftungen), das habe ich gerade auch bei TEDx Berlin und der re:publica25 erklärt (Video).
Ich habe Miriam gleich einen kleinen Betrag von meiner digitalen FOFoundation geschickt. Aber das bringt ja nicht viel. Es würde ihr viel mehr nützen, wenn ich meine Unterstützung öffentlich mache. Das tue ich hiermit.
Damit starte ich eine Serie: Thema für Thema werde ich mit Expert*innen sprechen und Organisationen listen, die mir begegnen. Das ist kein "Felix-Siegel". Aber vielleicht nützliche Inspiration.
Und warum geht es mit Frauen und Geschlechtergerechtigkeit los? Weil viele Organisationen in diesem Feld jetzt besonders unter dem Rückzug staatlicher Mittel und einem öffentlichen Diskurs leiden, in dem weiße Männer (tja!) mit Applaus den Macho-Backlash und die Bro-conomy feiern.
Egal, wie Ihr das seht, Ihr könnt mitmachen: Auf Social Media diskutieren oder einfach gleich über meine FOFoundation oder direkt die Organisationen unterstützen.
Herzlich, Euer
Exklusive Einladung: "Frauen-Milliarden für Milliarden Frauen?"
Passend zum Thema Geschlechtergerechtigkeit spreche ich am 10.06. um 18.00 Uhr im Q Club Berlin (Friedrichstraße 101) mit Kristina Lunz (Center for Feminist Foreign Policy), Janina Breitling (nookees, Podcast "Das Neue Geben") und Andreas Rickert (Phineo) über die Frage, warum das Neue Geben weltweit stärker von Frauen vorangetrieben wird.
Bist du dabei? Dann schreib einfach eine kurze Nachricht an hallo@bcause.com und ich schicke dir ein Ticket zu. Ich freue mich!
Meine Liste für Geschlechtergerechtigkeit

Mehr als jede dritte Frau erlebt Gewalt. Die wenigsten Opfer sprechen so offen darüber wie Tanya Selvaratnam, deren Talk bei TEDx Berlin mich tief beeindruckt hat. Darüber hinaus ist fast jede Frau ist von beruflichen Benachteiligungen betroffen. Und für geschlechtsbezogene Minderheiten ist es oft noch ungleich schwerer.
Dagegen steht eine weitere Zahl: 0,42%. So viel (wenig) der Förderungen von Stiftungen gehen weltweit an Organisationen, die Frauenrechte fördern. Die Förderungen für Menschen, die anders aussehen, anders lieben sind so gering, dass man sie nicht messen kann.
Der Gender Pay Gap ist gut dokumentiert. Dieser Gender Philanthropy Gap ist es nicht. International ändert sich das vielleicht gerade mit den Förderinitiativen von Mackenzie Scott und Melinda Gates. Wo wir damit in Deutschland stehen und warum die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit keine Nischen-, sondern eine Querschnittsaufgabe ist, beschreiben Karin Heisecke und Loubna Messaoudi auf dem bcause Blog hier.
Der erste Anlaufpunkt dafür ist in Deutschland die von Ise Bosch gegründete filia.die frauenstiftung, deshalb habe ich diese Organisation auch als erstes aufgenommen in den aktuellen Schwerpunkt meiner FOFoundation. Seit 25 Jahren fördern Frauen hier gemeinsam, weltweit und seit einigen Jahren auch mit Unterstützung eines Mädchenbeirats.
Ebenfalls lang etabliert ist Medica Mondiale, gegründet von der Gynäkologin und Trägerin des alternativen Nobelpreises 2008, Monika Hauser, um kriegstraumatisierte Frauen medizinisch und psychologisch zu unterstützen. Heute arbeitet die Organisation weltweit gegen sexualisierte Kriegsgewalt.
Nur schwer kommt man mit einer Spende in Länder wie Irak, Afghanistan, Iran. Der Menschenrechtsverein HAWAR.help und seine Gründerin Düzen Tekkal leisten Menschenrechtsarbeit für Betroffene vor Ort und arbeiten auch in Deutschland friedenspolitisch.
An der Wurzel setzt FAIR SHARE of Women Leaders an: Mehr Frauen in Führungspositionen in NGOs und Stiftungen zu bringen, ist entscheidend für echte Gleichberechtigung. In meiner Zeit im Stiftungswesen habe ich erlebt, wie viel hier noch zu tun ist.
Wer sich für feministische und allgemein Gender-Arbeit interessiert, begegnet fast nur Frauen. Umso mehr hat mich die Begegnung mit Tomasz Pruszynski beeindruckt. Beim Ashoka Visionary Program in Wien stellte er sich mir im April vor: Als Kapitän zur See, als Gründer der Captain Nemo Foundation und als … jemand, der früher Frauen geschlagen hat. Seine Foundation hat nichts mit den Meeren zu tun, sie hilft Frauen, den Schritt aus dem Frauenhaus heraus in ein Leben an einem anderen Ort zu finden. Dort endet nämlich in Polen (und auch hier) die Hilfe, so dass viele Frauen sich zurück in Gefahr begeben. Frauenhäuser in ganz Polen arbeiten mit seiner Foundation, die mit direkter Cash-Unterstützung und Sachspenden von Unternehmen aus wenig Geld viel herausholt.
Meine Podcast-Co-Host Janina Breitling hat neulich im Podcast wieder eindrucksvoll und eindringlich von der Not von Mädchen erzählt, die während ihrer Periode Ausgrenzung und Lebensgefahr erleben. Mit stellt sie nachhaltige Periodenunterwäsche her. Das funktioniert als Business, ist aber auch flankiert von der nookees foundation, die dort unterstützt, wo sich Menstruierende das nicht leisten können.
Am selben Problem setzt auch WASH United an, denn jedes Jahr verlassen Millionen Mädchen im globalen Süden die Schule, wenn sie in die Pubertät kommen. Die Organisation verbreitet Menstruationsaufklärung über 600 Organisationen und hilft ihnen auch dabei, effektiver Regierungshandeln zu beeinflussen.
So, das ist die Liste von Organisationen, die mich in letzter Zeit mit ihrer Arbeit beeindruckt haben. Was denkt Ihr? Ich freue mich auf Ergänzungen, gern direkt auf LinkedIn oder Instagram oder als Kommentar bei einer Spende an oder über meine FOFoundation auf bcause.
Und jetzt habe ich noch ein besonderes Angebot für alle Newsletter-Lesende: Du spendest einen beliebigen Betrag an meine FOFoundation und entscheidest damit, welche Organisation ich mit 100 Euro unterstützen soll. Das kannst du ganz einfach in einem Kommentar bei der Spende vermerken.
Eine Person, die mich inspiriert

Ise Bosch
“Warum hatten wir nicht zehn Jahre mehr Zeit?” fragt Ise Bosch mit Blick auf die Fortschritte der LGBTQIA-Bewegung vor der Pandemie. Wie die Philanthropie der Bosch-Erbin heute auch im Zeitalter der Polykrise und der Macho-Renaissance weitere Mitstreiter*innen mobilisiert, diskutiert sie mit uns in einer Episode #44 “Queer Pride statt Donor Pride”, auf die wir uns schon seit Beginn unseres Podcasts freuen.
Für alle, die von Ises Erfahrung und Analysen profitieren wollen, haben wir auf bcause Ise Boschs Liste "Geschlechterdiversität und BiPoC" zur Verfügung gestellt - mit einer Auswahl der Organisationen, die sie unterstützt und empfiehlt.
Hier außerdem die Links zu Ises Büchern “Geben mit Vertrauen” (2018) und “Besser Spenden! Ein Leitfaden für nachhaltiges Engagement” (2021).
Und wer mitmachen möchte, kann das als “Vermögensbetroffene” über das Erbinnen-Netzwerk Pecunia, als Spender*in oder Stifter*in über filia.die frauenstiftung oder mit einer Spende für die Astraea Foundation.
Eine Idee zum Weiterdenken

Wagniskapital für Frauen
Wenn nur 2% des Wagniskapitals an weibliche Gründerinnen gehen, und wenn die sich stärker an Impact ausrichten und auch noch unternehmerisch längerfristig erfolgreicher sind, dann muss hier die offensichtlichste Wirkungs-Chance aller Zeiten liegen. Diese Argumentation finde ich überzeugend, seit ich sie das erste Mal gehört habe.
Zum Glück gibt es immer mehr weibliche Business Angels und Investorinnen. Mit Verena Pausder und Katja Ruhnke haben wir in zwei Podcast-Episoden gesprochen - inzwischen stehen sie an der Spitze des Startup-Verbands und des Business Angel Verbands. Unser Podcast ist ein richtiges Karrieresprungbrett :-).
Aber einen spezialisierten Fonds gab es bisher nicht. Deshalb habe ich mich gefreut, als mir der “Female Catalyst Fund” AUXXO begegnet ist. Das Team aus Frauen investiert ausschließlich in Gründungsteams mit mindestens einer Frau. Erste Investments gibt es bereits.
Wie an ähnlichen geschlossenen Fonds kann man sich an AUXXO nur als Investor*in mit einer sechsstelligen Mindestsumme beteiligen. Wer das nicht kann oder will, hat jetzt eine Alternative: Mit dem Guthaben im bcause Stiftungskonto kann man den Fonds mit beliebig kleinen Summen mitfinanzieren. Erträge nach Ende der Laufzeit landen dann wieder im Stiftungskonto und können erneut investiert oder gespendet werden. Eine Fondsbeteiligung ganz ohne Verträge und Papierkram, dafür mit dem Steuervorteil einer Spende.
Und natürlich geht sinnvolle Finanzierung weiblichen Unternehmertums nicht nur bcause. Seit vielen Jahren schon nutze ich Kiva, die erste Mikrokreditplattform, bei der man gezielt einzelne Vorhaben unterstützen kann. Die Spende wird immer wieder rotierend allokiert, das geht automatisch oder indem man einzelne Frauen (oder Männer) mit ihren Projekten auf der ganzen Welt auswählt. Es gibt wenig schönere Emails als die von Kiva, die mir die Rückzahlung eines Kleinkredits (oft nur €20) ankündigen und mir die Gelegenheit geben, das Geld weiter arbeiten zu lassen.