iPhilanthropy? Wo Künstliche Intelligenz beim Spenden hilft – und wo nicht

iPhilanthropy? Wo Künstliche Intelligenz beim Spenden hilft – und wo nicht

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iPhilanthropy? Wo Künstliche Intelligenz beim Spenden hilft – und wo nicht

KI verändert, wie wir investieren, konsumieren – und vielleicht bald auch wie wir spenden. Was Künstliche Intelligenz heute im Nonprofit-Bereich leisten kann (und was nicht).

30.04.25

5 Minuten

Kaum vorstellbar, aber es ist nicht allzu lange her, da erfuhr man über Zeitungen oder Briefkastenwerbung von Spendenorganisationen – und tätigte die Spende per Überweisungsträger bei der Bank. Dieser wurde Kästchen für Kästchen per Hand ausgefüllt, die Spendenquittung fürs Finanzamt kam Wochen später mit der Post.

Auch wenn Philanthropie noch immer in vielen Bereichen hinter der Digitalisierung anderer Branchen zurückliegt, verändern neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) schon heute die Art und Weise, wie wir spenden. Dieser Artikel zeigt nicht nur, warum Philanthropie besondere Anforderungen an KI stellt, sondern ebenfalls wo bereits große Potenziale entstehen – und wie Spender:innen KI sinnvoll für sich nutzen können - inkl. drei ChatGPT Prompts, die du ausprobieren solltest.

📚 Inhalt

  1. KI als Entscheidungshilfe im Finanzwesen: Was sie kann - und was nicht

  2. Spenden ist nicht gleich Investieren: Warum der Vergleich zum Online-Banking hinkt

  3. Der Spendenprozess - und wo KI helfen kann

  4. Drei ChatGPT-Prompts, die du zwischenspeichern solltest

  5. Ausblick: Wie KI die Philanthropie verändern wird - ein Blick in die USA

  6. Fazit

KI als Entscheidungshilfe im Finanzwesen: Was sie kann – und was nicht

Im klassischen Finanzwesen ist KI längst Standard. Robo-Advisors erstellen ETF-Portfolios, Algorithmen bewerten Kreditanträge, Machine-Learning-Modelle erkennen verdächtige Transaktionen – oft bevor Schäden entstehen und häufig genauer als das menschliche Auge.

Doch bevor wir KI überhöhen, hilft ein Schritt zurück:

Klassische IT funktioniert nach dem Prinzip „Wenn A, dann B“: Sie führt klar definierte Anweisungen aus und liefert bei gleichen Eingaben stets das gleiche Ergebnis.

Künstliche Intelligenz dagegen erkennt - ohne dies im Vorhinein explizit zu definieren - Muster in großen Datenmengen, und kann daraus eigenständig neue Schlüsse ziehen – auch für Situationen, die nicht exakt vorgegeben wurden.

Ein Beispiel, passend zum Thema:

Ein nicht KI-basierter Spendenrechner arbeitet immer ein festes Skript ab – egal wie oft und von wem er genutzt wird, am Ende steht ein reines Rechenergebnis basierend auf dem hinterlegten Einkommensteuertarif. Alles, was ein EDV-Programm tut, ist vorher eindeutig festgelegt. Mit KI unterlegt, würde der Spendenrechner nicht nur feste Beträge ausrechnen, sondern auf Basis deiner Eingaben vorschlagen, was ein realistischer oder typischer Spendenbetrag in deiner Einkommensklasse wäre. Vielleicht würde er auch erkennen, welche Themen in deinem Umfeld besonders unterstützt werden oder in welcher Postleitzahl am meisten gespendet wird – und dir darauf abgestimmte Projekte empfehlen.

👉 Kurz gesagt: Klassische IT befolgt Anweisungen. KI lernt aus Erfahrungen.

Die große Challenge im Finanzwesen: Geldentscheidungen sind hochsensibel. Sie betreffen Existenz, Sicherheit, und natürlich unseren Datenschutz. Wer KI in Finanztransaktionen einbindet, erwartet nicht nur Effizienz, sondern Transparenz und uneingeschränkte Verlässlichkeit. KI kann hier zwar Muster auf bestehenden Märkten erkennen, aber keine Verantwortung übernehmen. Das macht auch ihren Einsatz in der Philanthropie besonders anspruchsvoll.

Bei der Aktienauswahl analysiert KI historische Daten, Kursentwicklungen und Marktmuster. Sie erkennt Trends – etwa, dass Technologiewerte nach Zinssenkungen steigen könnten.

Was sie nicht sieht: Dein persönliches Ziel, deine Risikobereitschaft oder ethische Überlegungen.

KI erkennt Muster, aber nicht Motivation.

Gerade im Spendenbereich, wo Werte und Vertrauen zentral sind, reicht das allein nicht aus.

Spenden ist nicht gleich Investieren: Warum der Vergleich zum Online-Banking hinkt

Der Vergleich zum Online-Banking liegt nahe, hilft manchmal bei der Visualisierung von Problemen, doch hinkt an vielen Stellen. Insbesondere bei

  • der Zielsetzung: Im Banking geht es um Rendite. Im Spendenbereich primär um gesellschaftliche Wirkung.

  • der Steuerlogik: Gemeinnützigkeit bringt hier komplexe Regeln und Grenzen.

  • der Datenlage: NGOs sind keine standardisierten Finanzprodukte – sie haben unterschiedliche Ziele, Rechtsstrukturen und Berichtslogiken.

  • der emotionalen Dimension: Vertrauen, Werte und Beziehungen spielen eine größere Rolle als Zahlen allein.

Aber, sie haben gemeinsam:

Obwohl sowohl Investieren als auch Spenden strategisch erfolgen sollten, bleiben viele Entscheidungen impulsiv – und das kann problematisch sein. Ein klarer Plan, etwas Recherche und Regelmäßigkeit erhöhen die Wahrscheinlichkeit, nachhaltig Wirkung zu erzielen und die eigene Mission voranzubringen. Das schließt spontane Hilfe in Krisen keineswegs aus – aber in manchen Situationen schafft Strategie Nachhaltigkeit. Und bei dieser Strategie kann KI großflächig unterstützen.

Im Folgenden geht es um die Potenziale von Künstlicher Intelligenz im Spendenprozess – sowohl für Privatpersonen als auch an manchen Stellen für Organisationen. Natürlich unterscheiden sich die Möglichkeiten: Während Einzelpersonen KI eher zur Orientierung und Entscheidungsunterstützung nutzen, setzen Organisationen sie vor allem zur Prozessoptimierung, Skalierung oder Prüfung ein.

Der Spendenprozess – und wo KI helfen kann

Analog zum Einsatz von KI im Marketing, wo die Vielzahl an Möglichkeiten oft überfordernd wirkt, kann es auch beim Spenden hilfreich sein, den Prozess in klar abgegrenzte Schritte zu unterteilen. So lassen sich konkrete Anwendungsfälle besser identifizieren und bewerten. Ein für dieses Vorhaben sinnvoller Rahmen ist die Unterteilung in:

Auswahl & Recherche, Entscheidung & Durchführung, Nachbereitung und Automatisierung.

1. Auswahl und Recherche

Fragen: Welche Organisation passt zu mir? Welches Thema ist mir wichtig?

✅ Wie KI helfen kann:

  • Matching-Algorithmen schlagen NGOs basierend auf Interessen und bisher getätigten Spenden vor.

  • Such- und Filterfunktionen machen große Datenbanken und Verzeichnisse - wie zum Beispiel von Civi-Data - besser navigierbar.

  • Aufklärung über alternative Finanzierungsformen: Neben klassischen Spenden gibt es z. B. Spendenkonten oder Impact-Investments.

⚠️ Worauf achten?

KI kann Vorschläge liefern, aber persönliche Werte, nischigere - jedoch wirkungsvolle - Organisationen oder aktuelle Entwicklungen oft nicht zuverlässig abbilden. Gerade spezialisierte NGOs mit geringerer Sichtbarkeit bleiben häufig außen vor.

💡 Tipp: Nutze KI als Ausgangspunkt. Prüfe Empfehlungen auf Plattformen wie DZI, PHINEO oder spezialisierten Anbietern wie bcause.


📊 Struktur schafft Vertrauen – ein US-Beispiel von Daffy

Die US-Plattform Daffy nutzt KI, um Informationen über Nonprofits zu vereinheitlichen und zu ergänzen – etwa aus Websites, Berichten oder Datenbanken. So erhalten Nutzer:innen ein klareres Bild, wem sie spenden, wie Gelder verwendet werden und welche Organisationen zu ihren Werten passen. Das Ziel: bessere Entscheidungen durch bessere Daten.

2. Entscheidung, Zielsetzung und Durchführung

Frage: Wie viel will ich spenden? Welche Finanzierungsform passt zu mir? Welches Ziel möchte ich mit meinem Engagement erreichen?

✅ Wie KI helfen kann:

  • Steuerliche Optimierung: KI kann dabei helfen, die steuerlichen Auswirkungen verschiedener Spendenbeträge oder -formen durchzurechnen. Zum Beispiel: Wie viel bekomme ich bei einer Spende von 1.000 € steuerlich zurück? Was passiert, wenn ich stattdessen über mehrere Monate spende? Oder in eine Stiftung einzahle? So lässt sich vorab besser einschätzen, wie hoch der „effektive Aufwand“ wirklich ist – also wie hoch Spende nach Steuervorteil tatsächlich ist.

  • Empfehlungen zur Mittelverwendung: KI kann helfen, passende Spendenformen vorzuschlagen – je nachdem, wie viel du geben willst, wie regelmäßig und mit welchem Ziel. Beispiele: eine Einmalspende für akute Hilfe, ein Spendenabo für kontinuierliche Förderung, eine Zustiftung für langfristige Wirkung oder ein projektgebundenes Investment, bei dem du dein Geld zeitweise bereitstellst und später zurückerhältst.

  • Verbesserung von Spendenprozessen: Auch für die Organisationsseite kann KI gewinnbringend eingesetzt werden – etwa zur Analyse und Optimierung von Spendenformularen, Check-out-Prozessen oder zur Vereinfachung von Zahlungswegen. Ziel: weniger Abbrüche, bessere Nutzerführung, höhere und regelmäßigere Spendensummen.

⚠️ Grenzen:

Steuermodelle sind komplex und individuell. KI kann Schlagworte liefern, Berechnungen vereinfachen und erste Richtungen aufzeigen – ersetzt aber keine fundierte Recherche oder steuerliche Beratung.

🗣️ Quick Donate in den USA – Spenden per Spracheingabe

Die US-Plattform Daffy hat mit Quick Donate ein KI-Feature eingeführt, das Spenden per einfacher Sprache ermöglicht – z. B. „Spende 100 $ an meine Schule im September“.

Die KI erkennt automatisch: Betrag, Empfänger, Zeitpunkt.

Das Ziel: Spenden so einfach machen wie eine Nachricht zu verschicken.

3. Nachbereitung

Frage: Wie behalte ich den Überblick? Wie messe ich Wirkung?

✅ Wie KI helfen kann:

  • Automatisiertes Spendentracking: Alle Spenden in einer Übersicht – nach Thema, Region oder unterstützten Organisationen sortiert.

  • Automatische Reports: Verdichtete Zusammenfassungen, wie Projekte vorankommen.

  • Spendenanalyse: Visualisierung, wie sich deine Engagement-Schwerpunkte über die Jahre verändert haben.

⚠️ Grenze:

Wirkung ist selten eindimensional messbar. Qualitative Aspekte lassen sich häufig nicht einfach in quantitativen Werten ausdrücken, sondern bedürfen anderer Perspektiven für die Bewertung ihrer Wirkung. Soziale Veränderungen sind komplex und KI kann nur Anhaltspunkte liefern – keine endgültigen Bewertungen.

Personalisierte KI-Kommunikation und besseres Donor-Relation-Management

Daffy nutzt KI, um nach einer Spende automatisch personalisierte Dankesnachrichten zu generieren – z. B. im Namen der geförderten Organisation.

Das könnte in Deutschland so aussehen:

„Vielen Dank für Ihre Unterstützung – zwar sind wir länderübergreifend aktiv, haben aber gesehen, dass wir in Ihrem Wohnort Berlin aktuell folgende Projekte umsetzen, die Sie mit Ihrer Spende mitfinanziert haben…“

Viele Dankesmails sind standardisiert und unpersönlich, solche individualisierten Botschaften vermitteln Nähe und individuellen Kontext – und stärken das Vertrauen in die eigene Wirkung und die Spendenbereitschaft.

4. Automatisierung und Regelmäßigkeit

Frage: Wie halte ich mein Engagement aufrecht?

✅ Wie KI helfen kann:

  • Spenden-Abos mit dynamischer Anpassung: Je nach Steuerstatus oder neuen Lebens- und Einkommenssituationen.

  • Individuelle Reminder: Vorschläge für Erhöhungen, neue Themenschwerpunkte oder veränderte steuerliche Rahmenbedingungen.

⚠️ Grenze:

KI kennt nur so viel von meiner Lebens- und Einkommenssituation, wie ich ihr Daten zur Verfügung stelle. Hier stellt sich die Frage, wie geschützt meine Daten tatsächlich behandelt werden.

Drei ChatGPT-Prompts, die du zwischenspeichern solltest

  1. „Ich möchte vermeiden, an Organisationen zu spenden, die in den letzten Jahren durch Spendenaffären oder Intransparenz aufgefallen sind. Welche Quellen wie die DZI-Spendensiegel-Liste, die Spendenauskünfte des DZI oder öffentlich recherchierte Fälle in Medien kann ich nutzen, um problematische Organisationen zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen?“

  2. „Ich verdiene [Jahresgehalt] brutto im Jahr, bin [Familienstand] und zahle Kirchensteuer. Welche steuerlichen Vorteile hätte ich bei einer Spende von [Spendenbetrag] und würde sich ein Kirchenaustritt im Spendenkontext finanziell bemerkbar machen?“

  3. „Ich interessiere mich für wirkungsorientiertes Spenden in den Bereichen Klima und Demokratie – bevorzugt kleinere Organisationen. Welche Recherchemethoden und Tools mit KI-Unterstützung helfen mir, vertrauenswürdige Projekte jenseits der großen Namen zu finden?“

(Hinweis: Erste Orientierung, ersetzt keine persönliche Beratung.)

Ausblick: Wie KI die Philanthropie verändern wird – ein Blick in die USA

Die USA sind beim Einsatz von KI in der Philanthropie schon einen Schritt weiter. Plattformen wie Daffy zeigen, wie Technologie Spendenprozesse modernisieren kann:

  • Personalisierte Vorschläge basierend auf Spendenhistorie und Interessen

  • Automatische Spendensparpläne, die steuerlich optimiert sind

  • Vereinfachtes Wirkungsreporting für private Fördernde

Daffy sieht KI als entscheidendes Mittel, um Spenden einfacher, transparenter und strategischer zu machen – sowohl für Geber:innen als auch für Organisationen.

Fazit

Spenden ist mehr als eine Transaktion – es ist eine bewusste Entscheidung für Veränderung.

KI kann diesen Prozess erleichtern: durch bessere Orientierung, effizientere Verwaltung und neue Möglichkeiten der Wirkungsmessung. Aber sie bleibt ein Werkzeug.

Die eigentliche Verantwortung für die Entscheidung, wem und wie wir vertrauen, liegt bei uns.

⚠️ Disclaimer: Wir machen keine Steuerberatung. Wir ersetzen keinen **zertifizierten Steuerberater*in. Alle Angaben ohne Gewähr.

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